Hausprimiz der Neupriester
Am 3. Juli kamen unsere neuen Vikare Johannes Sanders und Christian Schmidtke noch einmal, nachdem sie bereits ihre Stellen in Gemeinden unseres Erzbistums angetreten hatten, zur traditionellen Hausprimiz zurück zu einem Besuch ins Priesterseminar. Während Johannes Sanders der Liturgie vorstand, übernahm Christian Schmidtke die Predigt, die sich auf das Apostelfest des heiligen Thomas bezog.
Der Apostel Thomas taucht bei den Synoptikern nur innerhalb von Aufzählungen auf. Lediglich im Johannesevangelium wird uns mehr von ihm berichtet. Anhand von einigen markanten Sätzen stellte Christian Schmidtke den Charakter des oft als „ungläubig“ dargestellten Apostels heraus.
Thomas sei ein treuer Mann gewesen, der, wenn er einmal klare Entscheidungen getroffen hätte, ohne viele Kompromisse diesen folge. Er würde Jesus sogar bis in den Tod nachfolgen:
Da sagte Thomas, genannt Didymus,
zu den anderen Jüngern:
Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!
Auch wenn Thomas selbst nicht den richtigen Weg wusste, so hatte er zumindest den Mut zu fragen und erhält somit von Jesus eine Verheißung, die ihn zuversichtlich in der Nachfolge bestärkt. Auf die Aussage des Thomas, dass sie nicht den richtigen Weg wüssten, weil sie nicht wüssten, wohin Jesus gehe, antwortete dieser: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6)
Und auch die Texte vom Festtag des heiligen Apostels geben großen Aufschluss über Thomas. Er braucht klare Beweise und möchte die Wundmale Jesu sehen und berühren. Schnell wird durch diese Forderung Thomas auf dieses Zweifeln eines Jüngers reduziert, doch ist er bei weitem nicht der einzige, dem die Auferstehung Jesus Christi nicht direkt zugänglich ist. Auch die anderen Jünger glauben vor den Erscheinungen noch nicht an die Auferstehung und tun die Nachricht der Frauen als Geschwätz ab.
So verurteilt Jesus auch keineswegs Thomas, sondern er bietet ihm die Möglichkeit der Erkenntnis seines persönlichen „Herrn und Gott“ (Joh 20,28), seines persönlichen Retters.
Wie der heilige Thomas, so sind auch die jungen Männer des Priesterseminares als Studenten und Seminaristen Suchende. Vikar Schmidtke lud sie dazu ein, kritisch zu sein und zu hinterfragen, um in der Beziehung zu Gott und im Glauben wachsen zu können. Vieles sei nach menschlichen Vorstellungen oft nicht einsichtig – aber nach Gottes? Die Aufgabe eines Priesterseminares sei es, dabei den Weg zu bereiten, sich in die Jüngerschaft Jesu aufnehmen zu lassen. Bei dieser Nachfolge in der Jüngerschaft könne es natürlich zu einem Auf und Ab kommen, doch sei das Vertrauen wichtig, auch bei Zweifeln nicht sofort als Ungläubiger abgestempelt zu werden, so wie es dem heiligen Apostel Thomas allzu oft widerfährt.
Nach diesen sehr persönlichen Worten und einer sehr herzlichen Messfeier ließ die Hausgemeinschaft den Tag bei einem gemütlichen Grillabend ausklingen, nachdem die Neupriester ihren Mitbrüdern und der übrigen Hausgemeinschaft den Primizsegen gespendet hatten. Wir wünschen unseren Mitbrüdern Christian und Johannes bei ihrem pastoralen Dienst viel Freude und gute Erfahrungen.