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Leben und Glauben in Schweden

Marcel Fischer berichtet über sein „Praktikum im Norden“

Leben und Glauben in Schweden

„Als mich ein Mitbruder auf die Idee brachte, in Schweden zu studieren, war ich erst etwas verwirrt. Mir kamen gleich die ganzen Vorurteile in den Sinn, die man in unseren Breitengraden über den Norden hat. Insbesondere war es die Kälte, die mich abschreckte. Von den nicht vorhandenen Sprachkenntnissen und der winterlichen Dunkelheit will ich gar nicht erst sprechen.
Ja, ich gebe zu, große Hemmungen gehabt zu haben, hatte ich doch eigentlich keine Ahnung von Schweden. Gut, ich war bewandert in ihrer Geschichte, doch war das auch schon das Ende vom Lied. Wie sollte ich in einem Land leben und studieren, dass ich gar nicht kannte und deren Sprache ich streng genommen nicht im mindesten beherrschte?
War es nicht Wahnsinn, das zu machen? Auch für das weitere Studium wäre es mehr als suboptimal, und das Klima würde mir auch nicht besonders bekommen.
Doch dann fiel mir ein, wozu ich das Freijahr eigentlich machen wollte! Wozu verlasse ich das Land? Verlasse ich meine Heimat um Noten zu erhaschen, Module abzuarbeiten und als erfolgreicher Student zurückzukehren? Für einen reibungslosen Studienverlauf wäre dies vielleicht die klügste Entscheidung. Doch war dies nicht meine Intention.“

Ich wollte diese Chance nutzen, um als Mensch und als Christ (über mich hinaus-) zu wachsen.

Marcel Fischer

„Das wollte ich herausfinden. Ich habe gesucht und gefunden. Ich habe geklopft, und mir wurde geöffnet. Mein Ziel war es, meine Berufung allein und auf mich gestellt zu „erproben“ und festzustellen, ob das Leben und Wirken eines Priesters tatsächlich für mich das „Richtige“ wäre.“ Fromm würde man sagen: Ich wollte sehen und prüfen, ob der priesterliche Dienst tatsächlich der Wille Gottes für mich sein kann. Bin ich bereit, Christus mit ganzer Hingabe zu folgen?
Das alles spielte sich in weniger als drei Minuten ab. Und so begann mein kleines Abenteuer mit den Worten, mit denen jede Achterbahnfahrt im Leben beginnt: Warum denn eigentlich nicht?“

„Um meine genannten Ziele zu erreichen, habe ich zudem die Möglichkeit des Bonifatiuswerkes in Anspruch genommen als Praktikant im Norden Europas zu leben und zu wirken.
So war ich Seminarist, Student und Praktikant.

Leben und Glauben in Schweden

Ich lebte in einer großen WG zusammen mit Amerikanern, Schweden, Deutschen, Ukrainern und vielen anderen. Wir waren ein bunter Haufen Menschen aus allen Bereichen des Lebens. Die Meisten kommen aus einer ganz anderen sozialen Welt als ich, und ich hätte diese Menschen ohne diese WG wohl nie getroffen. Trotz unserer nationalen, politischen und religiösen Pluralität haben wir es geschafft, uns zusammenzuraufen, und hatten viele tolle gemeinsame Abende, in denen wir – eindeutig zu lange – über Gott und die Welt geredet haben. Wenn es um Gott ging, war meist ich gefragt. Ob das sinnvoll war, ist mir bis heute nicht ganz klar. Somit war den anderen sofort klar: Die Aufgabe des Nikolauses im Auftrag des Bonifatiuswerkes würde ich dieses Jahr übernehmen.

Einige Eindrücke aus Uppsala:

Neben den Landsleuten habe ich auch das kulinarische Schweden kennengelernt: Ich habe den besten Kuchen gefunden, den es gibt, habe Fisch versucht zu essen, der unaussprechlich abartig stank, habe viele neue Süßigkeiten entdeckt.“

Leben und Glauben in Schweden

Ich hatte vielleicht die schönsten Begegnungen meines bisherigen Lebens.

Marcel Fischer

„Ich habe viele Orte gesehen: vom Süden bis zu Norden, von Finnland bis nach Riga.
Trotz der vielen wundervollen Orte und Landschaften und trotz der Kirchen und Monumente, die ich sehen und bestaunen durfte, sind es am Ende die Menschen, die meine Zeit zum Abenteuer gemacht haben. Besonders meine Mitpraktikanten und meine WG sind da zu nennen. Was für verrückte und lustige Sachen wir doch zusammen erlebt haben!
Ja, es waren die Begegnungen, die Schweden für mich unvergesslich gemacht haben. Denn auch Schweden ist irgendwann ein Land wie jedes andere auch. Landschaften verblassen mit der Zeit, und Monumente verlieren ihren Reiz; doch die Menschen dort kennenzulernen, war etwas ganz Besonderes.
Nun zähle ich Menschen zu meinen Freunden von Chile bis Kiew, von Aland bis Sizilien. So viele Menschen, so viele Kulturen und so viele Arten seinen Glauben zu leben.“

„Auch die (katholische) Kirche in Schweden hat einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Die Art die österliche Botschaft zu leben und zu glauben, inspiriert mich auch jetzt noch zutiefst. Wie wunderbar war es doch, in Stockholm die Ostertage zu feiern. Zwar blieben mir die Menschen etwas verschlossen, da ich während dieser Zeit dort Exerzitien gemacht habe, doch hat die Stille mir einen ganz neuen Eindruck vermittelt. Vielleicht sind diese Impressionen in der Stille viel wertvoller für mich als jedes Gespräch, das ich hätte führen können.

 

Impressionen aus Stockholm:

Leben und Glauben in Schweden

„So habe ich also gelebt in einem modernen Land voller Spannungen, Konflikten und Gegensätze. Am Ende kann ich sagen, dass es der Glauben und das Vertrauen der Menschen waren, die mich als Mensch und als Christ näher zu mir selbst, zu den Menschen und vor allem näher zu Gott gebracht haben. Somit ist genau das eingetroffen, was ich hoffte. Und trotz allen Fischs, der Dunkelheit, der Probleme und der Kälte würde ich es jederzeit wieder tun.“

Marcel Fischer

 


 

Weitere Informationen gibt es im Blog:

„Praktikum im Norden“

Leben und Glauben in Schweden

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33098 Paderborn

Telefon: 05251 206 7221
priesterseminar@erzbistum-paderborn.de

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