Missionarisch Priester sein
Bundesweiter Seminaristentag in Fulda
Es waren rund 300 Mitbrüder, die sich gemeinsam mit uns am Wochenende nach Christi Himmelfahrt zum Bonifatiusfest in Fulda trafen, um gemeinsam den bundesweiten Seminaristentag in Fulda zu begehen.
Mit Bonifatius begann gewissermaßen die Geschichte des Christentums in Eurem Land. Vieles Sagen, diese Geschichte neige sich jetzt ihrem Ende zu. Ich sage Euch: Diese Geschichte des Christentums in Eurem Land soll jetzt neu beginnen, und zwar durch Euch, durch Euer im Geist des heiligen Bonifatius geformtes Zeugnis.
Begonnen hatte das gemeinsame Wochenende mit einer Pontifikalvesper mit dem Diözesanbischof Dr. Michael Gerber. In seinem Impuls kam er unter anderem auf die priesterliche Lebensform des Zölibats zu sprechen. Seit jeher sei es umso wichtiger, dass man auch schon als Priesteramtskandidat möglichst gut vernetzt sei. Ehelos zu leben, bedeute nämlich nicht, gleich einem Eremiten sich vor der Welt und insbesondere Freundschaften zu verschließen. Der bundesweite Seminaristentag sei so eine Möglichkeit, um sich zu vernetzten. Die erste Vesper vom Fest des Heiligen Bonifatius, dem Bistumspatron der Diözese Fulda sprach in den Antiphonen der Psalmen und des Magnificat mit den Worten seines 72. Briefes von den guten Eigenschaften eines klugen Hirtens: „Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit. Such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann lenkt er selbst deine Schritte.“ und die Aufforderung: „Eifrige Hirten wollen wir sein, Wächter über Christi Herde, für Groß und Klein, für Arm und Reich Verkünder der Ratschlüsse Gottes.“
Ausklang gefunden hat der erste Abend mit einem Abendessen der verschiedenen regionalen Spezialitäten. Vom Allgäuer Bergkäse bis zum Paderborner Pumpernickel war alles vertreten. Und so boten schon die Zutaten einen ersten Gesprächsstoff. Der Gastgeber, Regens Dirk Gärtner und der Vorsitzende der Deutschen Regentenkonferenz, Regens Hartmut Niehues begrüßten die Seminaristen im Festzelt im Innenhof des Priesterseminars. Dort herrschte bis zuletzt eine angenehme Stimmung.
In der Stadtpfarrkirche begann der Samstag mit einem Pontifikalamt für uns. Anschließend ging es für uns in den Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses. Oberbürgermeister Dag Wehner begrüßte uns freundlich und betonte die enge Verbundenheit zwischen Kirche und Stadt. In dem Jahr, wo die Stadt Fulda ihren 1275. Gründungstag feiert, schaue man zurück und sei heute mehr denn je auf der Suche nach Orientierung und Halt. Das Kloster, welches der Heilige Bonifatius hier gründete und die damit verbundene kirchliche Tradition der Stadt, sei so ein Punkt, welcher Orientierung geben könnte. Oberbürgermeister Wehner ermutigte uns, nach dem Vorbild des Heiligen Bonifatius diesen Weg zu gehen und ähnlich wie dieser, unseren Glauben authentisches und überzeugt gerade in dieser Zeit zu bekennen.
Anschließend hielt Erzbischof Jorge Carlos Patrón Wong, Sekretär der Kongregation für den Klerus, ein ehrliches und mutmachendes Referat. Erzbischof Wong, geboren 1958 in Merida im Bundesstaat Yucatán in Mexiko, 1988 zum Priester geweiht, war viele Jahre sowohl in Mexiko als auch in Lateinamerika in der Priesterausbildung tätig. 2009 zum Bischof geweiht, wurde er 2012 Oberhirte der Diözese Papantla. Im Jahr darauf berief Papst Franziskus ihn als Sekretär für die Priesterseminare an die Kongregation für den Klerus nach Rom an die Kurie. In seinem Referat sprach er vor dem Hintergrund der Ratio fundamentalis gerade über die missionarische, die demütige und die gemeinschaftliche Eigenschaft eines Priesters. Anschließend gab er uns die Gelegenheit, auf unsere Rückfragen lebhaft einzugehen.
Drei Beziehungen sind daher konstitutiv für das Priestertum der Diözese: die mit dem Bischof, der als Vater angesehen wird; die mit dem Presbyterium, die sich untereinander als Brüder verstehen; und die mit den Gläubigen, die als Söhne und Töchter angesehen werden. Der Priester ist ein Mann für alle und kein Kirchenbeamter. Darüber hinaus erklärte der Heilige Vater, dass wir in der Heiligkeit wachsen, je mehr wir diese drei Arten von Beziehungen kultivieren und pflegen.
Daraufhin hatte die Citypastoral der Innenstadtpfarrei ihren Auftritt. Sie berichtete uns von ihrer Arbeit und deren neue Ansätze, auf Menschen zuzugehen: „Die Straße ist unsere Kirche“. Wir wurden in Workshops aufgeteilt und mit verschiedenen Ansätzen sollten wir versuchen auf die Menschen in der Innenstadt einzugehen. Sei es, mit jenen das Mittagessen zu teilen, einen Faith-Walk zu initiieren und mit Passanten einen Glaubens-Check zu machen. So gab es verschiedene Ansätze, um mit Menschen in das Gespräch zu kommen. Die Auswertung der verschiedenen Aktionen fand am Nachmittag statt. Ebenfalls am Nachmittag stattgefunden haben verschiedene Stadtführungen („Bonifatius – Mensch, Missionar und Macher“), an denen man teilnehmen konnte.
Wieder im Hohen Dom, beteten wir gemeinsam die erste Vesper vom Sonntag und anschließend aßen wir gemeinsam zu Abend und ließen wieder im Innenhof den Seminaristentag ausklingen. Bis in den späten Abend bestand in der Kathedrale, unweit des Seminars die Möglichkeit zur eucharistischen Anbetung.
Am Bonifatiusfest selbst, dem Sonntag, starteten wir mit vielen anderen Gläubigen der Stadt und des Bistums Fulda mit der Wallfahrt zum Grab des heiligen Bonifatius in der Krypta des Fuldaer Doms. Für uns begann die Wallfahrt auf dem Petersberg und von dort aus ging es zum Domplatz, wo am Morgen das Pontifikalamt zum Fest stattfand. Viele Priester des Bistums und die Hausvorsteher der Ausbildungshäuser für den Priesterberuf konzelebrierten. Eine bunte Schar an Fahnenabordnungen säumten den Altarraum sowie den Domplatz. Bischof Dr. Gerber konkretisierte noch einmal das Leben und Wirken Bonifatius als Vorbild, auch heute noch missionarisch zu wirken. Es war ein großes Fest und als Außenstehende ein beeindruckendes und frohmachendes noch dazu.
Wir dürfen auf ein sinnerfüllendes, frohmachendes und ermutigendes Wochenende zurückblicken. Wir sind dankbar für so manches Gespräch und manche Begegnung. Darüber hinaus gestärkt mit dem Segen der Bonifatiusreliquie gab uns das Wochenende neue Ideen und Klarheit über die Mission – nicht nur eines Priesters, vielmehr über die Mission eines jeden Christen.