München 2021

Kursfahrt nach München auf den Spuren der Engel und Dämonen

In den letzten Sommertagen des Septembers unternahmen die vier neugeweihten Priester und die zwei neugeweihten Diakone dieses Jahres mit Regens Dr. Michael Menke-Peitzmeyer eine gemeinsame Abschlussfahrt nach München. Nachdem ferne Reiseziele wie St. Petersburg und Moskau oder Malta unter anderem aufgrund der Corona-Beschränkungen abgesagt werden mussten, bot sich die bayrische Landeshauptstadt bei strahlendem spätsommerlichem Sonnenschein als eine fast unerwartet erfreuliche Alternative an.

Die ersten Sonnenstrahlen konnten die Kleriker bei einer Fahrrad-Stadtführung entlang der Isar und durch den Englischen Garten in München tanken. Der von Kurfürst Karl Theodor errichtete Volkspark gehört bis heute zu den größten Parkanlagen der Welt. Nach der weiteren Stadterkundung besuchte die Reisegruppe dann den Liebfrauendom, der heute die Kathedralkirche des Erzbischofs von München und Freising ist.

Vom sogenannten Teufelstritt aus – einer Bodenfliese im Eingangsbereich des Domes – konnte man tatsächlich in der Barockzeit (aufgrund der Säulen und des Hochaltars vor den Apsisfenstern) kein Fenster sehen. Der Legende nach war der Teufel zumindest kurzzeitig erfreut – bis er den Schwindel bemerkte –, da er mit dem Baumeister einen Vertrag geschlossen hatte: Der Teufel hilft beim schnellen Bau der Kirche aber nur unter der Bedingung, dass es keine Fenster in der Kirche gebe und damit nicht das Licht Christi.

Nach der gemeinsamen Vesper im Dom ging es zu einem allabendlichen gemeinsamen Abendessen.

Der Sonntag war morgens geprägt durch Gottesdienste. Ein Teil der Gruppe feierte in der Katholischen Akademie in München die Sonntagsmesse, ein anderer Teil feierte in der Kirche St. Michael das Patronatshochamt mit, in dem die atemberaubende Cäcilienmesse von Charles Gounod die Messfeier begleitete. Nach einem zünftigen Frühschoppen im Hofbräuhaus war der Nachmittag durch Kultur geprägt. Im Lenbach-Haus stießen ein Teil der Gruppe auf weitere Drachen und Dämonen: Die Künstler der Gruppe „Der Blaue Reiter“ – vor allem im Museum präsent: Wassily Kandinsky, Franz Marc und August Macke – waren stark von religiösen Motiven geprägt. So war bspw. der Heilige Georg auf dem Pferd, der das Böse tötet, ein Ausgangspunkt der Maler – ebenso wie andere Heiligenbildnisse. Vermutlich sind das heute eher unbekannte Aspekte der expressionistischen Malerei.

Am Montag unternahmen die Neupriester und -diakone einen Tagesausflug zum Chiemsee auf die Herren- und Fraueninsel. Während man auf der Herreninsel im Neuen Schloss Herrenchiemsee in die unvollendete aber prachtvolle Traumwelt des sogenannten Märchenkönigs Ludwig II. eintauchte, der ein Schloss nach dem Vorbild des Schlosses von Versailles erbauen wollte, ging es auf der Fraueninsel deutlich nüchterner zu. Hier berichtete eine Schwester der dortigen Benediktinerinnen auch von den großen Nachwuchssorgen des älter werdenden Ordens. Die Neupriester nahmen dies zum Anlass, in der dortigen Messfeier besonders auch für geistlichen Nachwuchs zu beten.

Am Dienstag besuchte die bunte und doch bis ins Äußerliche geeinte Reisegruppe nach der morgendlichen Feier der Heiligen Messe die Citypastoral der Jesuiten an St. Michael in München. Nach einem Gespräch mit Pater Dr. Andreas Batlogg SJ über das seelsorgliche Angebot in der Innenstadt Münchens und auch über die Herausforderungen, die sich dem Jesuitenorden stellen, konnten die Besucher einen Blick hinter die Kulissen von St. Michael werfen: auf hunderte historische Paramente, auf eine hoch thronende Kanzel und die imposante Orgel.

Gleich im Anschluss ging es dann zur Besichtigung der Alten Pinakothek, wo die (ehemaligen) Seminaristen des Priesterseminars anhand ausgewählter Bilder den malerischen Fortschritt und auch die ikonografische Weiterentwicklung der Neuzeit beobachten konnten. Theologische Motive wurden zahlreich verarbeitet – und so traf man auch hier wieder auf Engel und Dämonen. Nach einer Stärkung in einem der Münchener Wirtshäuser bildete der krönende Abschluss des Abends der Besuch der Aufführung des „Fliegenden Holländers“ von Richard Wagner in der Staatsoper. Was sich am Nachmittag in den Bildern zeigte, konnte man nun in der Oper sehen und hören: die Verwiesenheit des Menschen auf Gott, seine Heilssehnsucht und seine Erlösungsbedürftigkeit. Diese Erlösungsbedürftigkeit des Menschen wurde der Reisegruppe ein letztes Mal am Folgetag auf der Rückfahrt bei einem Besuch im KZ Dachau deutlich. Es wurde klar, wie nahe Allmachtsfantasien und das Böse beieinander liegen. Die Heiligen des Tages – die Erzengel Michael, Gabriel und Rafael – fragten und mahnten wohl nicht ohne Grund: „Quis ut deus – Wer ist wie Gott“ 2.720 Geistliche wurden im Priesterblock des KZ Dachau interniert. Über 1.000 von ihnen fanden im KZ den Tod. Priester, die für Gott und gegen das Böse kämpften.

Eine Reise also voller Gegensätze, die den (zukünftigen) Priestern deutlich machte, wie großartig Gottes wunderbares Wirken in der Welt ist – mit den Menschen als Mitschöpfern –, und wie nahe dabei auch die Abgründe der menschlichen Existenz sein können, vor allem dann, wenn Gott keine Größe (mehr) im Leben der Menschen ist. Eine Welt voller Gegensätze, in der Priester heute mehr denn je gebraucht werden.

Impressionen aus München

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