„Priester gesucht“ und „Liturgische Nacht“ zum 1. Advent
Die jährliche Aktion „Priester gesucht“ in Verbindung mit der „Liturgischen Nacht“ zu Beginn des Advents konnten auch in diesem Jahr trotz der Corona-Pandemie stattfinden. Die Veranstaltungen dienen einerseits als Informations-Event für Interessesenten am Priesterberuf, andererseits als Einstimmung auf den Advent für die Hausgemeinschaft und alle Gäste von außen.
Normalerweise finden an diesem Abend neben den Einheiten mit dem Spiritual, Regens und Subregens für die Interessenten auch verschiedene Aktivitäten für außenstehende Gäste statt. Dazu gehörte immer traditionell das Adventskranzbasteln, die lockere Begegnungsrunde „Talk and Tea“, eine musikalische Einstimmung auf den Advent, die Eucharistische Anbetung und der feierliche Abschluss mit dem Hochamt des ersten Adventssonntages um 23 Uhr.
In diesem sollte sich der Tag nicht stark von den Jahren zuvor unterscheiden. So fand alles in einem kleineren Rahmen und unter besonderer Berücksichtigung der Corona-Schutzverordnung statt. Adventskränze wurden nur von den Seminaristen und den Interessenten gestaltet, alle Mahlzeiten, Gottesdienste und Treffen fanden mit Abstand und Maske statt, und die uns sehr am Herzen liegenden Gäste besuchten uns nur zur musikalischen Einstimmung und der Hl. Messe in der Leokirche.
Nachdem in diesem Jahr drei Interessenten das Priesterseminar aufsuchten, um nicht nur erste Informationen über den Beruf des Priesters zu erhalten, sondern auch, um in einen ersten Kontakt mit der Hausgemeinschaft zu treten, begann unsere „Liturgische Nacht“ in der Seminarkirche. Die Segnung des Adventskranzes und die Vesper leiteten den ersten Advent im Haus ein. Eine Lichtfeier, begleitet von der Aussetzung des Allerheiligsten, führte die Seminargemeinschaft spirituell in die Feier des Advents ein. Die musikalische Einstimmung um 22.30 Uhr, zu der wir schließlich unsere Gäste begrüßen konnten, gestaltete Herr Tim Störmer auf der Orgel. Dabei wurde uns wieder bewusst: Die Musik kann ein Tor zu den Mysterien des Glaubens sein, deswegen sollte zumindest auf die instrumentale Musik nicht verzichtet werden.
Der Kirchraum der Leokirche war allein durch Kerzenlicht erhellt, als das Hochamt des ersten Adventssonntages begann. Spiritual Christian Städter zelebrierte die Eucharistiefeier und hielt die Predigt. Hier einige Kerngedanken und Impulse der Predigt:
- Der Advent ist zunächst die Zeit des Erwartens. „Erwarten“ bedeutet: seinen Geist und seinen Verstand auf etwas auszurichten. Erwarten bedeutet: zu erkennen, dass mir etwas fehlt. Christen haben erkannt, dass ihnen nach der Himmelfahrt Jesu nicht etwas, sondern jemand fehlt: Gott. Die Erwartung des Herrn vollzieht sich stets mit einem offenen Herzen, das sich überraschen lässt; denn Erwarten bedeutet nicht die Erfüllung der eigenen Wünsche und Vorstellungen. Für uns Christen gilt aber auch: Nicht nur ich erwarte Gott, sondern Gott erwartet auch mich. Das große Bild der Christen ist in diesem Zusammenhang der barmherzige Vater (aus dem Lukasevangelium), der am Fenster seines Hauses steht und seinen verlorenen Sohn sehnsüchtig, d. h. mit einem liebenden Herzen erwartet. Lieben bedeutet also erwarten.
- Ein zweiter zentraler Begriff der Adventszeit ist „Hoffnung“. Sie will uns im Herzen daran erinnern, dass die Wege von Gott und Mensch sich kreuzen. Die Jesaja-Lesung des Ersten Advents drückt es so aus: Gott ist der Töpfer, die Menschen sind sein Ton und damit das Werk seiner Hände (Jes 64,7). Hoffnung bedeutet deshalb nicht, dass alles nach meinen Wünschen, nach meinen Erwartungen gelingt! Hoffnung bedeutet vielmehr das Gefühl, sich in Gottes Händen zu wissen, was auch immer geschehen mag. Der bekannte tschechische Staatspräsident Vaclav Havel sagte einmal: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht. Hoffnung ist vielmehr die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ In diesem Sinne geht es im Advent darum, zu einem auf Gott ausgerichteten hoffnungsfrohen Menschen zu werden – konkret: sich auf die Suche zu machen und die Momente im Alltag wahrzunehmen, in denen Gott mich formen möchte. Denn wenn Er mich formt, dann macht mein Leben Sinn, und ich finde meine Erfüllung.
Mit diesem Gedanken schickte uns Spiritual Städter auf den adventlichen Weg, eben diese Momente der Begegnung mit dem Herrn im Alltag ausfindig zu machen.
Impressionen der Liturgischen Nacht und der Abschlussmesse