Priester, wer bist du?
Recollectio am 28. und 29. April 2018
Auf der linken Seite ist nicht, wie man vielleicht zuerst meinen möchte, ein reiner Verzweifelter zu sehen, sondern es handelt sich um einen in sich gekehrten Beter, jemanden, der weiß, dass er von woanders Halt erfährt. Er trägt die Kleidung eines Geistlichen, er ist also ein Gottesmann, wie Mose einer ist. Welche Anregungen kann uns nun die Erzählung vom brennenden Dornbusch geben?
Zum einen: Priester sein, heißt ein Gottesmann zu sein! Wir lassen uns von Gott rufen und gehen mit ihm auf Tuchfühlung. Wie der Betende auf dem Primizbild gehen wir vor dem Göttlichen und seiner schöpferischen Gegenwart in die Knie und beten an – „hautnah“. Wir bedürfen der Gnade Gottes hautnah, dessen, der uns geschaffen, befähigt und gerufen hat. (2 Kor 3,5) Dadurch, dass wir von Christus Gerufene sind, stehen wir in einer engen Beziehung zu Gott. Wir können ganz Mensch sein und uns in seinen Dienst stellen, wenn wir sprechen: „Hier bin ich!“ Es ist eine Ganzhingabe und somit ein Lebensthema, das uns nicht mehr loslassen kann. Der Priester ist kein Übermensch, sondern er weiß sich mit beiden Beinen in der menschlich-alltäglichen Wirklichkeit stehend.
„Priester, halte offen die Tür der Hoffnung. Sieh den Menschen an mit den Augen Gottes, den Augen der Liebe!“ Der Priester muss Türsteher sein – Türsteher im besten Sinne: Er soll als solcher den ersten Eindruck vermitteln, was hinter der Tür gelegen ist. Dies kann er nur, indem er in seinem eigenen Leben Antwort gibt auf die Anfragen Gottes und sich mit Christus Tag für Tag inniger verbindet!