Recollectio im Wintersemester 2022/23

Am vergangenen Wochenende (21./22.01.) beging das Priesterseminar sein „Recollectio-Wochenende“ zum Ende des Wintersemesters. Das Wochenende war bestimmt durch das durchgängige Schweigen sowie dem Samstag als Tag der Reflexion, der Meditation und der Eucharistischen Anbetung.

Eingeleitet wurde die Recollectio mit einem Vortrag unseres ehemaligen Erzbischofs Hans-Josef Becker. Ausgehend von seinem Wahlspruch: „In verbo autem tuo – Auf dein Wort hin“ und der dazugehörigen Perikope aus dem Lukasevangelium (Lk 5,5) breitete er seinen Vortrag aus, der unter der Überschrift stand: „Sein Anspruch und meine Antwort“. Erzbischof Becker verband darin Erfahrungen und Erlebnisse seines priesterlichen und bischöflichen Dienstes immer wieder mit der Frage, ob denn bei all den Entwicklungen und Veränderungen unserer Zeit nicht manchmal der Blick für den verloren ginge, der uns in seine Nachfolge gerufen und sein Weggeleit zugesichert habe: Jesus Christus. Er mahnte an, dass es nicht nur einer rational abwägenden Haltung sein dürfe, wenn überlegt werde, was in einer bestimmten Situation wie und warum zu tun oder zu lassen sei, sondern dass es vor allem das Vertrauen bräuchte, auf Sein Wort, auf das Wort Jesu Christi hin, zu handeln. Es gelte daher, Sein Wort als Grundlage und Maßstab des eigenen Handelns ernst zu nehmen und vermeintliche Plausibilitäten zu übersteigen.

In diesem Zusammenhang charakterisierte Erzbischof Becker die Priester in ihrem Dienst als Männer, die stets an einer Grenze entlang gingen: an der Grenze zwischen der irdischen Welt des Alltags und der Welt Jesu, also zwischen dem, was das Wort Jesu uns sagt und dem, was uns in der alltäglichen Welt begegnet. Wichtig war ihm hierbei zu betonen, dass der Priester als „Grenzgänger“ zeitlebens niemals damit fertig werde, die Balance zwischen der Welt Gottes und der Welt der Menschen zu finden: Gottes Geschichte mit dem Menschen, mit dem Priester und der Kirche sei in diesem Sinne offen und unabgeschlossen, aber immer auf ein Ziel ausgerichtet.

Das Priesterseminar nutzte die Gelegenheit der Recollectio, um sich noch einmal offiziell von ihrem (nun emeritierten) Erzbischof zu verabschieden. Im Namen der Hausgemeinschaft sowie des Ober- und Unterkurses verabschiedeten Diakon Phillip Neumann als Sprecher des Oberkurses sowie Friedrich Regener als Senior des Seminars den Erzbischof, dankten ihm für seine Unterstützung der Priesterausbildung und überreichten ihm zwei Geschenke: eine CD mit Lieblingsmusik des Erzbischofs sowie einen bunten Blumenstrauß. Dieser steht symbolisch für einen „geistlichen“ Blumenstrauß, der an eine Aussage des Erzbischofs bei einer früheren Recollectio anknüpfte. Demnach sei es seine Aufgabe und Pflicht als Bischof, beständig für die Gläubigen seiner Erzdiözese zu beten und dass es dabei stets hilfreich sei, sich des Gebetes anderer, auch der Priesteramtskandidaten, bewusst zu sein. Der überreichte „geistliche Blumenstrauß“ war daher eine Sammlung von Gebeten in den Anliegen des Erzbischofs em. sowie für seine Gesundheit.

Am Sonntagmorgen feierte Erzbischof em. Becker dann mit der Hausgemeinschaft die Hl. Messe und schloss damit die Recollectio feierlich ab. Anschließend nahm er zur Freude aller auch am gemeinsamen Mittagessen teil.