Die Hausgemeinschaft des Priesterseminars mit Ihren Gästen

Priester, wer bist du?

Recollectio am 28. und 29. April 2018

Die erste Recollectio im Sommersemester 2018 stand unter dem Titel: „Priester, wer bist du?“. Pater Sascha-Philipp Geißler SAC, der im Siegerland geboren und in Krombach bei Siegen getauft wurde, und nun als Direktor der Pallottiner für die Wallfahrtskirche Herrgottsruh in Friedberg verantwortlich ist, nutzte den Recollectiovortrag dazu, einige Gedanken Vinzenz Pallottis der Hausgemeinschaft näher zu bringen. Zuvor war die Hausgemeinschaft mit der gemeinsamen Messfeier in das geistliche Wochenende gestartet, welches durch Schweigen, Gebet und die liturgischen Akzente geprägt war.

Lied zur Aussetzung: „adoro te devote“

Hymnus de spiritu sancto: „veni creator spiritus“

Vinzenz Pallotti (* 21. April 1795, + 22. Januar 1850) erlebte die Auswirkungen der französischen Revolution. „An vielen Orten brodelte es in Rom!“ Während seines gesamten Lebens stand Pallotti in der Spannung zwischen seiner eigenen empfundenen Erbärmlichkeit und der umfassenden Gnade und Größe Gottes. Besonders eindrucksvoll wird dies am Tage seiner Priesterweihe, dem 16. Mai 1818, als er, überwältigt von seinen Empfindungen nach der Weiheliturgie, in sein Zimmer stürmt und sich erst einmal einschließen muss. Er muss nachdenken und seine Gedanken ordnen: Wie kann er als kleiner geringer Priester dem unermesslichen Gott gerecht werden? Er begreift seine Situation zwischen dem „Nichts“ seiner eigenen Unwürdigkeit und dem „Alles“, welches ihm durch die göttliche Erwähltheit vor Augen geführt wird.

Test

„Priester, durch deine Demut musst du die Gläubigen in das Gelobte Land des Himmels führen. Priester, wer bist du? Du bist nicht aus dir, sondern aus Gott, Du bist nicht für dich, sondern für die Menschen; Du bist nicht dein Herr, sondern der Knecht aller. Wer bist du also? Nichts und alles!“

Handgeschriebener Gebetszettel des hl. Vinzenz Palotti (1795-1850)

Pallotti war während seines gesamten priesterlichen Wirkens stets in der außerordentlichen Seelsorge tätig, so beispielsweise als Repetent und Spiritual, aber auch in der Armen- und Jugendseelsorge. Gerade in diesem pastoralen Betätigungsfeld wird deutlich, dass sehr viele Menschen sich apostolisch engagieren, indem sie als Gottes Geschöpfe in seiner Liebe handeln. Auch wenn die Taufe ein wesentlich verbindendes Element unter den Christen darstellt, so nimmt doch jeder Mensch durch sein Geschaffensein als Ebenbild Gottes (Gen 1,26) an dem Apostolat der Verkündigung Gottes teil; durch Worte und Werke. Wenn der Mensch in liebender Weise handelt, so tut er nichts anderes als Christus selbst:

„Darum, heilige Brüder und Schwestern, die ihr an himmlischer Berufung teilhabt, richtet euren Sinn auf den Apostel und Hohepriester unseres Bekenntnisses: Jesus, der – wie auch Mose in Gottes Haus – dem treu ist, der ihn eingesetzt hat!“

Hebr 3,1

Jesus ist das Modell eines Gesandten, also eines Apostels. Apostolat ist nicht bloß irgendeine Verkündigung, sondern eine Lebensform: So wollte Vinzenz Pallotti zunächst unter den Katholiken den Glauben neu entzünden. Auch sollte sich die Herde wieder als eine unter den einen Herrn und Hirten Jesus Christus versammeln, um letztlich die Liebe Gottes in die ganze Welt zu bringen.  Im 55. Lebensjahr stirbt Pallotti an einer Rippenfellentzündung, die er sich durch eine Erkältung zuzog – er hatte seinen Mantel an einen Armen verschenkt.

Test

Die Frage, die Pater Sascha-Philipp Geißler in die Runde stellte, war: „Wie kann ich mit meinen menschlichen Begrenzungen priesterlich in der Nachfolge Christi leben?“ Die Antwort gab er anhand der Perikope vom brennenden Dornbusch (Ex 3,1-17) und seines Primizbildes:

Test

Ist auf dem Bild der Dualismus zwischen dem menschlichen „Nichts“ (links) und dem göttlichen „Alles“ (rechts) zu sehen?

Auf der linken Seite ist nicht, wie man vielleicht zuerst meinen möchte, ein reiner Verzweifelter zu sehen, sondern es handelt sich um einen in sich gekehrten Beter, jemanden, der weiß, dass er von woanders Halt erfährt. Er trägt die Kleidung eines Geistlichen, er ist also ein Gottesmann, wie Mose einer ist. Welche Anregungen kann uns nun die Erzählung vom brennenden Dornbusch geben?

Zum einen: Priester sein, heißt ein Gottesmann zu sein! Wir lassen uns von Gott rufen und gehen mit ihm auf Tuchfühlung. Wie der Betende auf dem Primizbild gehen wir vor dem Göttlichen und seiner schöpferischen Gegenwart in die Knie und beten an – „hautnah“. Wir bedürfen der Gnade Gottes hautnah, dessen, der uns geschaffen, befähigt und gerufen hat. (2 Kor 3,5) Dadurch, dass wir von Christus Gerufene sind, stehen wir in einer engen Beziehung zu Gott. Wir können ganz Mensch sein und uns in seinen Dienst stellen, wenn wir sprechen: „Hier bin ich!“ Es ist eine Ganzhingabe und somit ein Lebensthema, das uns nicht mehr loslassen kann. Der Priester ist kein Übermensch, sondern er weiß sich mit beiden Beinen in der menschlich-alltäglichen Wirklichkeit stehend.

Test

Auf der rechten Seite des Bildes ist Wärme, Energie und Licht: Das Leben pulsiert! Der Engel des Herrn steht als Silhouette hinter dem brennenden Dornbusch. Gott ist der Wesende, er ist, er kann sagen „Ich bin!“ Gott ist ein Wesender, ein leidenschaftlicher Gott. Leidenschaft drückt Erfahrung mit etwas aus. Daher kann es uns zum Anderen ein Denkanstoß sein, dass auch der Priester ein Erfahrender sein muss – einer, der in der Beziehung zu Gott und den Menschen steht. So ist der Priester zugleich ein Mystagoge, jemand, der in das Geheimnis einführt. Er muss ansprechbar für die Suchenden sein, diejenigen, die eine existentielle Suche für sich angehen. So kann er teilnehmen am Glück und am Scheitern der Menschen. Er kann das Leben von Gott her und auf ihn hin deuten; eben dieses ist die Mystagogie, die Geheimnisdeutung. der Priester darf Weggefährtenschaft leisten und muss sich so auf die Lebenswirklichkeiten der anderen Menschen einlassen.

Doch wie sind die göttliche und die menschliche Seite des scheinbaren Dualismus zusammen zu sehen? Der Übergang besteht in der göttlichen Zusage an den Menschen. Beide verbindet (nicht nur im Primizbild) der selbe Hintergrund. Die eine Wirklichkeit im Hintergrund verbindet also das „Nichts“ und das „Alles“. Die Zusage Gottes: „Ich bin!“ soll das christliche Leben prägen, so wie es anschaulich war im Leben Jesu Christi selbst. Die Existenz Christi ist eine Pro-Existenz, eine Existenz für etwas und jemanden. So hat auch der Priester eine Existenz für jemanden:

„Priester, halte offen die Tür der Hoffnung. Sieh den Menschen an mit den Augen Gottes, den Augen der Liebe!“ Der Priester muss Türsteher sein – Türsteher im besten Sinne: Er soll als solcher den ersten Eindruck vermitteln, was hinter der Tür gelegen ist. Dies kann er nur, indem er in seinem eigenen Leben Antwort gibt auf die Anfragen Gottes und sich mit Christus Tag für Tag inniger verbindet!

Hymnus de spiritu sancto: „veni creator spiritus“

Die Anbetungszeit am Recollectio-Samstag endete mit dem gesungenen „Lauda Jerusalem“ bevor gemeinsam die Komplet gebetet wurde.

Priester, wer bist du?

Recollectio am 28. und 29. April 2018

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